Babarische Suite, Stäbetanz (1930)
Foto: Gulliland | Archive El-Ta Köln
© Graciela Padilla
Das „Lex Padilla Dance Concept”
LPDC
ein versiertes Fortbildungskonzept,
hervorgegangen aus dem „Elementarer Tanz”
„Wir aber wünschen mehr: Dem tanzenden Menschen eine Sprache entwickeln zu helfen, der so reiche und persönliche Worte zur Verfügung stehen, daß sich durch sie die Wesensart des Sprechers klar und unmißverständlich abzeichnet.”
(Lex & Padilla, 1988a, p. 13)
HISTORISCHER HINTERGRUND
Die Günther-Schule München (1924 – 1944)
In München zunächst als Schülerin gehörte Maja Lex bald, zusammen mit Gunild Keetman und den Gründern Dorothee Günther und Carl Orff zu den führenden Lehrkräften der Günther-Schule München. Diese war eine zukunftsweisend konzipierte Schule mit einem dreifach differenzierten Ausbildungsangebot von integrativer Musik- und Bewegungserziehung mit dem Rhythmus als verbindendem Element. Ziel war, die schöpferischen Kräfte und die rhythmische Erlebnisfähigkeit wieder erschließen zu helfen.
Maja Lex entwickelte in München eine neuartige Bewegungs- und Tanzerziehung von zeitlosem pädagogisch-künstlerischem Wert. Sie machte sich von der vorgeformten Übung frei und pflegte stattdessen die Vielfalt der Bewegung durch rhythmisch-dynamische, räumliche und formale Variation (Günther, 1962). Maja Lex‘ tanzpädagogische Ausrichtung wurde durch Carl Orffs elementare Musikauffassung (Orff-Schulwerk) geprägt. Die Strukturierte Improvisation, vergleichbar mit der musikalischen Improvisation, etablierte sich als fester Bestandteil des Unterrichts von Maja Lex.
Als Solo-Tänzerin und Choreografin der Tanzgruppe Günther war Maja Lex neben Mary Wigman, Harald Kreuzberg und Gret Palucca zukunftsweisend für den Neuen Deutschen Tanz, was die zahlreichen nationalen und internationalen Auszeichnungen dokumentieren. Sie schuf einen eigenen tänzerischen Stil von „hinreißende[r] rhythmische[r] Intensität“ (Neue Freie Presse, 1930, S.4), ausgeprägtem Formgefühl und hohe technischer Disziplin. Musik und Tanz wurden zu gleichwertigen Elementen, nicht zuletzt durch den Einsatz von Rhythmusinstrumenten im Tanz und das dazugehörige, eigene Tanz-Orchester (Komposition und künstlerische Leitung Gunild Keetman). Die besondere Eigenart des Ensembles zeichnete sich darin aus, dass Tänzerinnen und Musikerinnen befähigt waren, sowohl einen Part im Tanz wie auch im Orchester fließend zu übernehmen.
Die Teilnahme am 3. internationalen Tänzerkongress 1930 in München bedeutete für die junge Choreografin und Tänzerin Maja Lex den sensationellen internationalen Durchbruch und wird von der Fachwelt als folgt beschrieben:
„Ein ganz grosser Erfolg der Münchner Kammer-Tanz-Bühne der Günther-Schule. Ihre ganz entfesselte und doch bis ins letzte gebändigte, rhythmische Vehemenz erobert die Bühne, erobert das Haus. Phantasie entlädt sich, wild wie die Schläge auf die Pauken und zart wie die Töne aus den Blockflöten dieses eigenen Tanz-Orchesters.“ (Jerven, 1930, o.S.).
„Herrlich, wie hier, auf dem Boden des neuen Tanzes alles Epigonenhafte vermieden wird, wie frei von Wigman und sonstigen Einflüssen ein positiver, lebensbejahender Elan in Tanz umgesetzt wird, wie eine rhythmische und technische Exaktheit mit eigenen Mitteln erreicht wird, die erstmalig in der Geschichte des neuen Tanzes
– sich mit der Präzision der Ballettkultur messen lassen“ (Lewitan, 1930, S.12).
„Es ist kein Erfüllenwollen, kein Mitteilenwollen, kein Darstellenwollen, es ist in sich Erfüllung.“ (Böhme, 1930, 12:30).
„The most perfect example of an absolute dance composition that I recall was undoubtedly Maja Lex’s ‘Barbaric Suite’, the only dance composition the repetition of which was requested at the International dance Congress in Munich.” (Seldes, 1935, S. 103)
Die Deutsche Sporthochschule Köln (1955-1976)
Nach der Zerstörung der Günther-Schule München und langer kriegsbedingter Krankheit begann für Maja Lex in Köln eine zweite Schaffensperiode. Sie wurde 1955 an das damalige Institut für Musik- und Tanzpädagogik der DSHS Köln berufen, wo sie unter den günstigen Bedingungen des methodisch- didaktisch und bewegungswissenschaftlich geprägten Umfelds ihr pädagogisch-künstlerisches Konzept an die neuen Voraussetzungen anpasste. 1958 gründete sie das Schwerpunktfach Moderner Künstlerischer Tanz, später umbenannt in Elementarer Tanz.
Gemeinsam mit Graziela Padilla etablierte Maja Lex das ganzheitlich ausgerichtete tanzpädagogische Konzept, das als solches heute der ästhetischen Bildung nahesteht. In den darauffolgenden 26 Jahren als Leitung des Faches (1974 – 2000) hat Graziela Padilla diese Richtung maßgeblich beeinflusst und durch zeitgenössische Impulse bereichert. Aus dieser Zeit stammen die Bücher Elementarer Tanz von Maja Lex und Graziela Padilla: Band 1 Der Gang, Band 2 Die Arme/Die Anpassung, Band 3 Der Raum.
Die Lehrweise des Konzeptes Elementarer Tanz wurde durch Demonstrationen, Lehrgänge und Tanzabende im In- und Ausland bekannt und verbreitet. Auch ihre choreografische Vielfalt stellten Maja Lex und Graziela Padilla mit diversen, aus der Ausbildung hervorgegangenen Tanzgruppen international unter Beweis, wie die „Tanzgruppe Maja Lex“ und das „Padilla Tanzensemble Köln“. Absolvent*innen des Schwerpunktfaches Elementarer Tanz bewegen sich heute in bedeutenden Positionen als Pädagog*innen und Tanztherapeut*innen, Tänzer*innen und Performance-Künstler*innen, Choreograf*innen bis hin zu Regisseur*innen in Tanz- und Musiktheater.
NEUE ENTWICKLUNGEN
Anfang 1991 gründeten Fach-Absolvent*innen unter dem Vorsitz von Graziela Padilla (1991 – 2006) den Elementarer Tanz e.V. (Gesellschaft zur Förderung der künstlerisch- pädagogischen Konzeption von Maja Lex). In ihn integriert waren die Choreographische- und die Pädagogische Werkstatt als Fortsetzung der zusätzlichen, freiwilligen Aktivitäten, die bereits mehrere Jahre unter der Leitung von Graziela Padilla im Rahmen des Schwerpunktfaches angeboten wurden. Noch im Aufbau befanden sich die Wissenschaftliche- und die Bühnenwerkstatt. In Verbindung mit dem Institut für Musik und Tanzpädagogik der DSHS Köln entstanden zahlreiche Tanzabende, Tanzbegegnungen, choreografische Wettbewerbe, Tagungen, Lehrgänge sowie diverse Veröffentlichungen, bei denen sowohl Absolvent*innen als auch Studierende involviert waren. Die intensive Vereinsaktivität führte ebenfalls zur Gründung neuer Tanzensembles und Tanz-Kollektive, die auch durch international erworbene Preise Wertschätzung und Anerkennungen erfuhren.
Im Herbst 2004 erfolgte die Gründung des Lex Padilla Dance Concept‘s (LPDC) als weiterführendes Fortbildungsprojekt initiiert von Graziela Padilla mit den Fachkolleginnen G. Voigt und C. N’jai, deren Aktivitäten (zu Beginn noch in Zusammenarbeit mit dem Verein) sich bis 2007 entfalteten. Es bestand der Wunsch, die selbst erfahrene, hochqualifizierte Ausbildung im Fach Elementarer Tanz an der DSHS Köln zu erhalten. Denn veränderte Curricula an der DSHS forderten alternative Wege, um das pädagogisch-künstlerische Konzept nachhaltig zu bewahren und weiterzuführen.
Ausgehend vom bewährten, abstrakten Boden des Elementaren Tanzes und seiner weitreichenden Bewegungsinhalte, führt die Erweiterung als LPDC zu neu zu entdeckenden Experimentierfeldern und auch zu neuen inhaltlich geprägten Rahmen. Aktuelle, experimentelle und praxiserprobte Unterrichtsstrukturen machen das reichhaltige Material des Elementaren Tanzes überschaubar und insbesondere für die Lehrenden verständlicher und praxisnah.
Das Lex Padilla Dance Concept ist damit nicht nur ein fundiertes theoretisches Konzept, sondern lebt von seiner vielfältigen Einsetzbarkeit sowohl traditionell an einer Hochschule wie auch an Schulen und in Institutionen des Freizeitbereiches mit Laien aller Altersstufen, aber auch mit Semi-Professionellen oder professionell Tätigen.
Eine neue und dynamische Fortsetzung des Lex Padilla Dance Concept‘s entstand Anfang 2017 in Köln durch die Workshop-Reihe „Elementare Tanzbegegnung“ von Graziela Padilla und Alina Jacobs initiiert. Die tragende Motivation war der Wunsch das Konzept Elementarer Tanz in seiner jüngsten Entwicklungsphase als LPDC aufzugreifen und weiterzuführen. Dabei ist die kreative Auseinandersetzung mit tänzerischer Bewegung, Musik und Rhythmus – gestern wie heute – fundamental für die pädagogisch-künstlerische Bildung und stellt deshalb eine unverzichtbare Grundlage für die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete dar. Im Zuge dessen unterrichteten Graziela Padilla und Alina Jacobs 2017 und 2018 drei Masterclasses und einen Intensiv-Workshop bei Codarts, University of the Arts Rotterdam, als Einführung in das LPDC. 2019 fand im ART SPACE stift millstatt (Österreich) das Symposion POSITIONEN 019 | Diskurse + Dialoge im Zeitgenössischen Tanz statt (initiiert, kuratiert und realisiert von Andrea K. Schlehwein), das das Lex Padilla Dance Concept zum Inhalt hatte.
Das LEX PADILLA DANCE CONCEPT (LPDC)
Inhalte
Zentrale Inhalte sind Technik, Improvisation, Komposition und Rhythmisch-Musikalische Grundlagen. Sie werden vermittelt in Form von Körperbildung, Rhythmische Bewegungsbildung und Bewegungsgestaltung bzw. Komposition. Diese Inhalte können schwerpunktmäßig als einzelne Fächer vermitteln werden, oder innerhalb einer Unterrichtseinheit ineinandergreifen und in Verbindung zueinander sich entwickeln – eine für das Fach prägende Unterrichtsstruktur. In einer Schwerpunktausbildung kommen ergänzend hinzu: Fachmethodik, bereichert durch anatomisches/physiologisches Wissen, Bewegungsbegleitung (Paukentechnik), Musikanalyse, Bewegungsnotation und -zeichnung sowie Tanzgeschichte.
Methodik
Im Elementaren Tanz wie auch im Lex Padilla Dance Concept wird keine stilgebundene Tanztechnik gelehrt. Grundlagen der technisch-tänzerischen Arbeit sind differenzierte Wahrnehmungsvorgänge und experimentelle, sich steigernde Erfahrungen der tänzerischen Bewegungsmöglichkeiten des eigenen Körpers. Zentraler Bestandteil des Unterrichtes ist die Strukturierte Improvisation in Form eines offen geleiteten Prozesses, welcher fließend in die Entfaltung des kreativen Schaffens überleitet. Die Strukturierte Improvisation ist so Inspirationsquelle und verbindet im Sinne der Ganzheitlichkeit Trainingsform, Körper-, Sinnesschulung und choreografische Arbeit.
Der Unterricht ist thematisch zentriert und entwickelt sich situativ zwischen induktiver und deduktiver Methode, je nach thematischem Schwerpunkt und den jeweiligen Unterrichtsanforderungen. Es ist ein lebendiger, dynamischer Dialog zwischen dem/der Lehrenden und der teilnehmenden Gruppe. Die tragende Freiheit im Unterricht fördert insbesondere die Selbstdisziplin und Eigenverantwortung. Maßstab für die eigene Entwicklung ist der Tanzende selbst.
MASTERCLASSES bei Codearts (Videoerläuterung)
Der nachfolgende Link ist ein Video-Zusammenschnitt von der zweiten Masterclass bei Codarts, die innerhalb der Projektwoche im Juni 2018 stattfand. Unterrichtet wurden die Student*innen aus dem ersten Jahr des Tanzpädagogik Studiengangs (BA dance in education). Die Einheit umfasste 2,5 Stunden praktische und theoretische Arbeit als Einführung in das Lex Padilla Dance Concept.
Das Video gibt einen Einblick in zwei thematische Schwerpunkte: Federn, ein motorisch vitales Thema, das gewählt wurde um einen direkten Zugang zu den körperlich aktiven Studierenden zu erreichen und die Hand als Entdeckungsfeld und Ausgangsbasis sowohl für technisches als auch für improvisatorisches Arbeiten. Das Thema Hand wird im Folgenden skizzenhaft protokolliert.
Als Einstieg in die Thematik für die Leser*innen, ein Ausschnitt aus dem Buch ELEMENTARER TANZ, Band 2 Die Arme/Die Anpassung (Lex & Padilla, 1988b, S. 215):
“Die Hände tragen zu Bewegungsabläufen der Arme zwar nur kleine, aber wichtige dynamische Formelemente bei und sollen deshalb in die angestrebte Differenzierung aller Bewegungsvorgänge ebenso einbezogen werden wie jeder andere Teil des Körpers auch. Die Hände sind hervorragende Instrumente in Tätigkeiten des Alltags, wie Greifen, Halten, Tasten, Streichen, Tätigkeiten, die von den ersten Lebensjahren an geübt, ohne Bewußtsein ablaufen. Ihr Handeln ist zweckgebunden. Ihr Eigenleben auf den Tanz bezogen ist dagegen schwach ausgeprägt, und sie haben darum auf dem Weg der Bewußtmachung eine lange Entwicklung zu durchlaufen, um zu einem – vielleicht sogar dominierenden – Instrument des Tanzes zu werden. Für ihre eindringliche Kraft legen weltweit gültige Signale Zeugnis ab:
- das Victory-Zeichen durch gespreizten Zeige- und Mittelfinger
- die geballte, erhobene Faust als Zeichen des Protestes
- der Leben oder Tod bedeutende aufwärts- oder abwärtsgerichtete Daumen im alten Rom
- die an die Kehle gesetzte Handkante als Tötungszeichen und eine Anzahl weiterer sprechender Körpersignale.
Um die Vollendung ihrer Ausdrucksfähigkeit vor Augen zu haben, brauchen wir uns nur asiatische Tänze zur vergegenwärtigen, die aus der Energie leben, die ihnen durch das uralte Wissen um die Hände-Sprache zur Verfügung steht.“
Einstieg in die praktische Arbeit
Da die Gruppe durch die vorausgegangene Stunde körperlich erwärmt ist, bitte ich die Studierenden sich auf den Boden zu legen und ihre Hände wie unter Scheinwerferlicht zu betrachten und sie, frei experimentierend, neu für den Tanz zu entdecken. Während sie konzentriert zu arbeiten beginnen, folgen verbale Hinweise über diverse Hand-Bewegungsmöglichkeiten, sozusagen als Einladung diese zu erkunden. Tempo und Dynamik sind freigestellt. Hier spielt die Stimmführung des/der Lehrenden eine wichtige Rolle für die Entfaltung der Bewegung.
- Die Hand gestreckt – Finger geschlossen und Finger geöffnet
- Die Hand gebeugt – Finger in unterschiedlichem Ausmaß und Kombinationen gebeugt
- Die Hand fest geschlossen als Faust – mit Daumen außen und Daumen innen
- Die Hand überstreckt – Finger dorsal gebeugt
Weiterführung
Um den Körper in seiner Totalität ins Bewusstsein zu rücken und technisch differenziert zu beanspruchen, folgen ohne Unterbrechung neue aktivierende Hinweise:
- Lage verändern (Rücken-, Bauch-, Seitlage) und dabei Tempo und Dynamik variabel einsetzen
- Den Boden durch Händekontakt miteinbeziehen – körpernah und körperfern – wodurch die Arme stärker aktiviert werden
- Vom Liegen über variable Sitzpositionen zum Stand kommen und wieder zurück zum Sitz bzw. Liegen
Hinweis: Alle vorgestellten Bewegungen können, frei in Tempo und Dynamik, beliebig oft wiederholt werden, dabei ist es auch frei gestellt in einer Lage zu verweilen und länger darin zu experimentieren.
Tempo und Dynamische Steigerung
Die letzte kombinierte vertikale Aufwärts-Abwärtsbewegung bis hin zum Abschnellen vom Boden entwickeln (Absprung).
Partner – Aufgabe in Anpassung
Die Gruppe arbeitete gut, jedoch da Arme naturgemäß keiner großen Kraft bedürfen, um bewegt zu werden, ist der persönliche Einsatz umso wichtiger, um tänzerisch, dynamische Differenzierungen zu erlangen. Hierzu hilft die Arbeit mit einem/r Partner*in, der Widerstand anbieten kann, wie zum Beispiel bei beidseitigem Rechte-Handflächen-Kontakt. Auf diese Weise beginnt ein Dialog der Kräfte und des tanzenden Paares bei freiem Wechsel der Hände.
Aber auch die Beobachtung eines gut ausgeführten Beispiels, wie von Alina Jacobs im Video zu sehen ist (Fingerspitzenführung), bringt Anregung und animiert zur gesteigerten persönlichen Aktivität.
Weitere Unterstützung zur Bewegungsentfaltung kann gegeben werden durch:
- Den Einsatz der eigene Stimme – insbesondere bei dynamischen Impulsen
- Eine perkussive Begleitung
- Die Stimmung einer geeigneten Musik, wie die für dieses Thema der Masterclass von uns gewählte „Ambre“ von Nils Frahm der CD Wintermusik. Eine Musik mit fein schwingendem und klar gegliederten 6/8 Takt, die sowohl zarte und verhaltene Linien wie auch dynamisch gesteigerte Crescendi gut unterstützt.
ANMERKUNGEN
Der Einsatz von Musik, insbesondere während der freien Arbeit, ist eine sichere Komponente zur Steigerung der Motivation, Phantasie, Intensität und Vertiefung. Dennoch erfordert die Einbeziehung eines so wichtigen Elements wie es die Musik für den Tanz ist, eine neue und intensive Phase in der Tanzarbeit:
- Tempo hören und halten
- Dynamik erfassen
- Phasen respektieren und diese rhythmisch-dynamisch gestalten
All das ist notwendig und verlangt viel Aufmerksamkeit, um die Musik gleichwertig und respektvoll im Tanzgeschehen mit einzubeziehen. Es empfiehlt sich auch, die Herkunft und Besonderheit der gewählten Musik zu erwähnen.
Weiterführung
Als nächstes folgte die Vorstellung der Bewegungsmöglichkeiten des Handgelenks in Flexion und Extension – dorsal, palmar und lateral. Erklärung als Arbeitseinstieg und zugleich erste Andeutungen der Bewegungen:
- Die Dorsal-Flexion – ist in der Spannung verwand mit Beinführungen von der Ferse ausgehend (Druckspannung)
- Die Palmar-Flexion – mit gestreckter Hand, kann zu Stechbewegungen führen und setzt damit die Fingerspitzen in den Blick
- Die beidseitige Lateral-Flexion – mit gestreckter Hand, macht die Handkanten (Kleinfinger und Daumenkante) zur schneidenden Flächen.
Freies Experimentieren mit den vorgestellten Möglichkeiten in Verbindung mit:
- Armführungen in geraden Linien (direkte Führung)
- Armführungen in kurvig, kreisenden Linien (indirekte Führung) in verschiedenen Ebenen (Sagittale, Frontale, Horizontale).
Vorgegebene Kombinationsbeispiele zwischen Handeinsatz und Linienführung der Armbewegungen, als Ausgangspunkt für freies technisch-betontes Arbeiten:
- Fingerspitzen in direkter und indirekter Linienführung
- Handballen in direkter und indirekter Linienführung
- Handkanten mit kurvigen schaufelnden Bewegungen
Festgelegte Abläufe
Aus den erfahrenen Möglichkeiten wird die Führung von den Fingerspitzen ausgehend gewählt, als Grundlage für eine Intensivierung der technischen Arbeit durch festgelegte Abläufe. Paukenbegleitung unterstützt die zeitlich festgelegten Abläufe und das periodische Einsetzen der Gruppen.
- Beidarmige sagittale Fingerspitzenführung in gleichmäßiger Wellenbewegung aufwärts/abwärts in Verbindung mit Vorwärtsgehen.
- Einarmige Kombination mit halber Drehung und einer damit verbundenen, tiefen Tauchbewegung (Ablauf in Video erkennbar).
Steigerung der durch wiederholtes Üben beherrschten Abläufe durch:
- Gesteigertes Tempo bei der Ausführung der Sequenz
- Die Ausführung in einer größeren und dicht platzierten Gruppe als Block, welche die Dynamik der tief-schaufelnde Bewegung vielfach erhöht.
ANMERKUNGEN ZUM UNTERRICHTSVERLAUF
Diese sehr allgemein geschilderten Stufen des Unterrichts spiegeln in etwa den Verlauf der zweiten Codarts-Masterclass wieder und verdeutlichen die grundlegende Methodik des Konzepts. Thema und Schwerpunkt stehen fest. Der Verlauf des Unterrichts entwickelt sich jedoch frei durch die lebendige Aktion und Reaktion zwischen Lehrendem/r und Lernenden, beide Seiten offen um Unvorhergesehenes anzunehmen und unbekanntes Terrain experimentierfreudig zu beschreiten. Das war auch der Fall bei den Codarts-Studierenden, nicht zuletzt auf Grund ihrer tänzerischen Befähigung und beruflichen Zielsetzung, die uns ermöglichten ein breites Spektrum der Thematik erfolgreich zu behandeln.
Graziela Padilla
ehem. Dozentin Deutsche Sporthochschule Köln, Schwerpunktfach Elementarer Tanz, künstlerisch-choreografische Leitung der Tanzgruppe Maja Lex und des Padilla Tanzensembles Köln, Mitbegründerin und langjährige Leitung des Vereins Elementarer Tanz e.V.
Alina Jacobs
Tanzpädagogin, Choreografin und Tänzerin, spezialisiert auf das Lex Padilla Dance Concept
(www.alina-jacobs.de)
Erstmals veröffentlicht in:
orffdergi 2/2020, Magazin der anatolischen Orff-Schulwerk-Vereinigung, unter dem Titel „LEX PADILLA DANCE CONCEPT Kökeni ‘Elementer Dans’ Olan İleri Düzey Dans Eğitimi“